“Möchten” statt “Müssen”

Oder auch: “Wollen” statt “Sollen”.

Die Inspiration für den heutigen Post bekam ich, als ich Ullis Tipp des Monats zum Thema Entschleunigung gelesen hatte (wenn euch mein Blog gefällt, dann schaut mal auf Ullis Blog Fit & Glücklich vorbei – gefällt euch bestimmt auch). Sie hat dort unter anderem einige Tipps und Ideen gesammelt, die einem dabei helfen können, sein Leben etwas zu entschleunigen.

Ich selber habe auch oft das Gefühl, dass meine Tage total vollgepackt sind und ich gar keine Chance habe, mal zur Ruhe zu kommen. Auch die Wochenenden bringen dann oft nicht die erhoffte Entspannung, weil man ja immer so viel zu tun hat. Zum Teil bin ich daran natürlich auch selbst schuld, denn neben einem Vollzeit-Job habe ich auch noch ziemlich zeitintensive Hobbys wie Sport, Bloggen, Kochen & Backen, das Fotografieren meiner Küchenkreationen, so viel wie möglich zum Thema Ernährung lernen. Daneben möchte ich auch noch mit Familie und Freunden Kontakt halten und der Haushalt macht sich auch nicht von alleine. Ach ja, Zeit mit meinem Schatz möchte ich auch noch verbringen.
Natürlich versuche ich immer, alles so gut wie möglich unter einen Hut zu bekommen. Die meiste Zeit klappt das ganz gut. Aber manchmal gehe ich abends ins Bett und habe das Gefühl, dass ich bis dahin keinen einzigen Moment so richtig abschalten konnte. Und das, obwohl doch Dinge wie Sport und Bloggen eigentlich zu meiner Entspannung beitragen sollen! Wenn es mal wieder etwas hektisch ist, dann ertappe ich mich bei Gedanken wie: “Ich muss heute Abend auch noch Laufen gehen.” Oder: “Ich muss auch noch eine Ladung Müsliriegel backen.” Auf einmal mache ich aus Dingen, die mir Spaß machen, ein Muss bzw. einen Zwang! So, als ob ich keine andere Wahl hätte, als diese Dinge zu tun. Ob dieser Zwang nun von jemand anderem oder von mir selber auferlegt wurde, spielt bei dem, was dann in mir abläuft, wahrscheinlich keine Rolle: Ich fühle mich fremdbestimmt, ohne Alternative, was mir Energie und Freude förmlich absaugt.

Genau hier muss man mit einem Perspektivenwechsel ansetzen. Anstatt sich mit dem “Ich muss…” abzufinden, sollte man die Dinge, die man tut oder die noch auf der Aufgabenliste stehen, mit “Ich möchte…” formulieren und sich dabei immer klar vor Augen führen, warum man dies möchte. Es ist wirklich sehr erstaunlich, was das Austauschen eines kleinen Wörtchens und das positive Formulieren schon für eine Veränderung in der Einstellung bringen kann. Natürlich geht das mit manchen Dingen einfacher als mit anderen. Aber selbst einer so nervigen Aufgabe wie Spülmaschine ausräumen kann man dadurch vielleicht etwas Positives abringen, weil es einen z.B. freut, wenn die Küche dann wieder ordentlicher aussieht, weil das dreckige Geschirr nicht draußen rumstehen muss.
Wir Menschen sind ja in der komfortablen Situation, dass wir selber wählen können, was wir machen und was nicht (oder vielleicht ist das auch gar nicht so komfortabel?) – zumindest, wenn man in einem Land oder einer Gesellschaft lebt, die dies zulässt. Eigentlich gibt es nichts, was wir machen MÜSSEN, auch wenn man oft das Gefühl hat, das wäre anders. Niemand muss viel Geld verdienen oder auf seine Gesundheit achten oder zu anderen nett sein. Wir entscheiden das grundsätzlich selbst, auch wenn es dann nur den simplen Grund hat, dass wir dazugehören möchten. Es ist nicht die Gesellschaft, die uns zwingt, einem bestimmten Trend oder Ideal zu folgen.

Wenn man sich also bewusst macht, dass man Dinge tun möchte und warum man dies möchte, dann übernimmt man wieder Selbstbestimmung und Selbstverantwortung. Das öffnet den Raum für Ideen, für Alternativen, für Spaß und Freude. Außerdem fällt es einem auch dann nicht so schwer, eine Aufgabe mal sausen zu lassen, weil es etwas anderes gibt, das man lieber machen möchte. Davor wäre beides nur ein Muss gewesen und man hätte sich nur dafür entscheiden können, was das kleiner Übel ist. Und das ist doch echt total bescheuert, oder? V.a., wenn es gar nicht sein muss. Zwinkerndes Smiley

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2 Comments

  • Danke für das Verlinken zu meinem Post und diese tolle Ergänzung dazu… ich kann dir das alles sooo gut nachfühlen und hab das mit dem umformulieren auch schon versucht, das klappt wirklich!!! Und das mit dem "Müssen"…mich haben einige wirklich komisch angeschaut das ich meinen fixen Vollzeitjob gegen 80% und zusätzlich die Selbständigkeit (in einem komplett anderen Bereich auch noch dazu) aufgebe…aber ja, Geld ist nicht alles 😉

  • Ich muss sagen, dass ich es ganz toll finde, was du dir neben deinem Vollzeitjob noch aufgebaut hast!!!
    Ich versuche gerade herauszufinden, welche Mittel und Wege es für mich gibt, mich beruflich neu zu orientieren. Dein Weg ist für mich daher sehr inspirierend.

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