Einfach laufen! – Mein Halbmarathon beim Bottwartal-Marathon 2015

Es ist vollbracht! Ich habe gestern meinen zweiten Halbmarathon dieses Jahr gefinisht. Ich kann ehrlich gesagt immer noch nicht so ganz glauben, was für ein tolles Lauferlebnis ich gestern bei meinem dritten Halbmarathon hatte. Innerlich mache ich immer noch Freudensprünge – genauso wie gestern nach dem Zieleinlauf. Warum? Weil ich immer noch ganz baff bin, dass ich gestern ganz ohne Druck und mit viel Freude eine neue persönliche Bestzeit gelaufen bin.

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Den Bottwartal-Marathon hatte ich noch von meinem ersten Halbmarathon vor vier Jahren (schon vier Jahre ist das her?!?!?) sehr gut in Erinnerung. Besser hätte mein Einstieg in diese Distanz damals wirklich nicht laufen können. Daher hatte ich diese Laufveranstaltung auch sofort wieder im Kopf, als ich mir nach dem Stuttgart-Lauf dieses Jahr überlegt hatte, noch mindestens einen weiteren Halbmarathon zu laufen: Der Lauf ist nicht so groß, die Strecke ist ganz schön (man läuft durch viele kleine Ortschaften hindurch) und er ist nicht so weit weg von Stuttgart.

Die letzten Trainingswochen liefen aber irgendwie komisch. Ich hatte mich zunächst bei der Planung meiner langen Läufe etwas vertan, was mich irgendwie total durcheinander gebracht hat. Und dann war ich auch mit dem Kopf nicht ganz bei der Sache, weil mich gerade einige andere wichtige Themen beschäftigen. Ich war verunsichert, ob ich den Halbmarathon schaffe und ob das überhaupt eine gute Idee war, dieses Jahr einen zweiten zu laufen.
Das Lauffieber und die Vorfreude auf den Lauf kamen erst letzte Woche Montag wieder zurück, als ich meinen verspäteten letzten langen Trainingslauf gemacht hatte. Mir ist während des Laufs zum ersten Mal so richtig bewusst geworden, dass ich eben nicht mehr nur gerade so 10 km schaffe wie noch vor einigen Jahren, sondern dass ich jetzt problemlos 15-20 km laufen kann. Manche Erkenntnisse brauchen echt lange, oder? Aber in mir war bis jetzt immer noch eine andere “Geschichte” im Kopf abgespeichert, von der ich mich endlich befreit habe.
Daher war ich die Tage vor dem Halbmarathon auch relativ gelassen. Die Nervosität hat erst am Sonntagmorgen zugeschlagen, was mir die Zeit vor dem Start immer extra schwierig macht: Mir sind Menschmengen total unangenehm, wenn ich nervös bin, was nicht gerade praktisch ist, wenn man im Gewusel noch Startunterlagen abholen und im überfüllten Shuttlebus zum Start fahren muss. Im Startblock angekommen, hatten sich meine Nerven aber wieder etwas beruhigt und ich war gespannt auf das, was vor mir lag.

Nachdem der Startschuss für meinen Startblock gefallen war (ich bin im zweiten Block gestartet), gingen meine Mitstreiter den Lauf sehr schnell an. Mir ist es gestern um einiges schwerer gefallen als sonst, mich davon nicht zu sehr mitreißen zu lassen. Erst nach den ersten beiden Kilometern hatte ich das Gefühl, so langsam in meinen Laufrhythmus hineinzukommen. Doch war dieser Laufrhythmus viel schneller, als ich das vermutet hatte! Ich hatte schon damit gerechnet, dass ich Kilometerzeiten von um die 5:30 Minuten haben würde, aber es lief sich einfach schneller an. Da waren Kilometerzeiten von 5:00-5:15 Minuten dabei, was mich sehr überrascht hatte. Daher hatte ich ein paar Mal versucht, das Tempo zu drosseln, doch bin ich immer wieder in den schnelleren Laufrhythmus zurückgefallen. Da dachte ich mir: “Gut, dann schauen wir mal, wie lange ich das durchziehen kann.”

Die ersten zwei Drittel habe ich mich wirklich super gefühlt! Die Beine liefen rund, mir war nicht zu kalt und nicht zu warm und das Trinken an den Verpflegungsstellen hat auch gut geklappt. Nach der dritten Wasserstelle habe ich aber gemerkt, dass das schnelle Tempo so langsam seinen Tribut zollt: Meine Muskeln fühlten sich auf einmal zäher an und mir wurde kühler. Kilometer 14-16 waren einfach nur anstrengend und ich habe im Kopf die Kilometer bis zum Ziel runtergezählt.
Was mich auf der Strecke aufgemuntert hat, waren nicht nur die tollen Zuschauer in den Ortschaften, sondern auch die motivierenden Sprüche, die an den Kilometerschildern vom Marathon hingen. Da stand z.B. “Wenn Marathonlaufen einfach wäre, dann hieße es Fußball.”, “Wir erholen uns nicht im Laufe der Zeit, sondern in der Zeit, in der wir laufen.” oder “Schweiß ist, wenn die Muskeln weinen.” Das hat mir echt geholfen, weil es mich immer wieder auf andere Gedanken gebracht hat. Und als bei Kilometer 17 ein Zuschauer das Schild “Wenn du jetzt noch lachen kannst, dann hast du noch Reserven.” in die Höhe hielt, was mir ein Lachen aufs Gesicht gezaubert hat, wusste ich, dass ich das Baby ins Ziel bringe.

Die letzten 2-3 Kilometer gingen stetig und ganz gemächlich bergab, sodass ich es wirklich laufen lassen konnte. Meine Kilometerzeiten waren schon etwas langsamer geworden – wieder eher bei 5:30 Minuten – und ich war dankbar, dass es keine Anstiege mehr gab und dass das Bergablaufen nicht so heftig war wie z.B. beim Solitude-Lauf. Als ich Kilometer 19 passiert hatte und meine Laufuhr eine Gesamtzeit von 1:41 Stunden anzeigte, habe ich zum ersten Mal angefangen zu rechnen, mit was für einer Zeit ich wohl im Ziel ankommen könnte. Bis dahin war das überhaupt kein Thema für mich. Ich bin einfach gelaufen. Natürlich am Limit und mit einem Puls, bei dem andere schon tot umgefallen wären. Aber dafür sind solche Laufveranstaltungen ja da – zumindest sehe ich das so. Und als ich dann so im Kopf 11 Minuten für die letzten beiden Kilometer auf die 1:41 draufgeschlagen hatte, dachte ich, dass das doch nicht sein kann. 1:52? Selbst wenn ich die letzten beiden Kilometer mit 10km/h, also deutlich langsamer als bisher, laufen würde, wäre ich bei einer Zielzeit von 1:53. Und ich fühlte mich immer noch gut. Ich wusste, dass ich für den letzten Kilometer noch Reserven zum Tempoanziehen hatte.

Kurz vor Kilometer 20 habe ich mein erstes von zwei Finalliedern auf der iPod-Playlist ausgewählt: “Heart’s on Fire” von John Cafferty aus Rocky IV (das Lied läuft während der Trainingsszenen für den großen Kampf). Ich habe das Tempo angezogen, denn ich wusste, dass jetzt nichts mehr meinen Zieleinlauf gefährden könnte. Den 21. Kilometer bin ich knapp unter 5 Minuten gelaufen. Als ich den ersten Torbogen der Zielgeraden sah, habe ich mit “Don’t Stop Believin’” auf den Ohren zum Schlusssprint angesetzt…

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…mit dem ich durch das Ziel geflitzt bin. Auf meiner Laufuhr stand nach der Überquerung im Ziel die Zeit 1:51:32! Ich konnte es gar nicht glauben!!! Natürlich war da nicht nur ein Jubelsprung, sondern auch ein Jubelschrei nötig.

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Das war so eine Überraschung für mich, dass ich nach dem ersten Jubel wirklich daran gezweifelt habe, dass meine Laufuhr die richtige Zeit gemessen hat. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich konnte es kaum erwarten, die offiziellen Ergebnisse einzusehen, um meine Zeit bestätigt zu sehen (worauf ich bis zum späten Nachmittag warten musste).

Meine offizielle neue persönliche Halbmarathon-Bestzeit ist 1:51:30.

Damit bin ich 4,5 Minuten schneller als beim Stuttgart-Lauf dieses Jahr und knapp 4 Minuten schneller als bei meinem ersten Halbmarathon vor vier Jahren. Was mich daran aber am allermeisten freut, ist, dass ich diese Zeit ganz ohne Druck und Stress während des Laufs und in der Vorbereitung erreicht habe. Ich bin einfach gelaufen und ich bin so glücklich darüber!

Wieder zuhause angekommen habe ich mich dann erstmal bei einem ausgiebigem heißem Bad entspannt. Zur Belohnung gab es für mich und meinen Schatz, der mich gestern wieder begleitet und mein Nervenbündel vor dem Start ertragen hat, am Abend noch leckeres Burger-Essen mit Süßkartoffel-Pommes bei Hans im Glück mit anschließender Couch-TV-Session. Der perfekte Abschluss für einen perfekten Lauftag.

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Ich freue mich, dass ich diese Laufsaison so erfolgreich abgeschlossen habe und es in den nächsten Wochen wieder etwas ruhiger angehen lassen kann. Aber ich freue mich noch mehr darüber, dass ich nicht so wie letztes Jahr eine richtige Pause vom Laufen brauche. Nur diese Woche werde ich meinen Beinen eine komplette Laufpause gönnen – aber nur, weil einiges an Kursen auf dem Programm steht.

Hattet ihr am Wochenende auch ein tolles Lauferlebnis? Erzählt mir davon in den Kommentaren!

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