Mein neuer Arbeitsalltag

Die größte Veränderung nach der Stunde Null, die bei mir für andere von außen sichtbar ist, ist meine berufliche Neuorientierung. Früher bin ich im Kostüm oder Hosenanzug und mit Laptoptasche ganz regelmäßig von Montag bis Freitag ins Büro gefahren, hatte auch von Tag zu Tag recht regelmäßige Arbeitszeiten und hätte im Leben nicht daran gedacht, freiwillig bis abends um 22 Uhr zu arbeiten – und das sogar zwei Mal in der Woche!

Wenn ich mir meinen heutigen Arbeitsalltag anschaue, dann könnte er nicht unterschiedlicher zu meinem früheren sein. Jeder Wochentag ist anders: Zum einen, da ich i.d.R. an keinem Wochentag die gleichen Arbeitszeiten habe, zum anderen, da ich mit meinen aktuell zwei Jobs ganz unterschiedliche Aufgaben und Themenbereiche habe. Wenn ich über meinen Arbeitsalltag spreche, bekomme ich von anderen oft die Rückmeldung, dass das ja schon ganz schön viel zu koordinieren ist – v.a. da ja auch noch drei feste Therapiesitzungen pro Woche anfallen. Vor einem Jahr noch hätte ich ehrlich gesagt selbst nicht geglaubt, dass ich damit gut zurecht kommen würde. Jetzt stelle ich fest, dass ich es total super finde, wie es aktuell ist.

Terminkalender mit Kugelschreiber
FREIE FOTOPRODUKTION TERMINKALENDER MIT STIFT IN DEN GESCH€FTSR€UMEN DER FIRMA M.G.stage..........
M.G.stage.......... (c.)MARKO GREITSCHUS
Marko Greitschus  / pixelio.de

Aber wie sieht denn meine Woche genau aus?
Der Anker sind meine Trainerschichten im Fitnessstudio und meine Therapiesitzungen, die alle fest eingeplant sind. Bei den Therapiesitzungen ist das meistens so üblich, dass man feste Termine pro Woche hat, da Psychotherapeuten ja keine “Laufkundschaft” haben, sondern die Patienten für bewilligte Therapien mit einem gewissen Stundenkontingent bei ihnen sind. Ich bin also dienstags, mittwochs und donnerstags immer im Lauf des Vormittags zu jeweils unterschiedlichen Uhrzeiten bei meiner Therapeutin. Die langen Öffnungszeiten des Fitnessstudios kommen mir da ehrlich gesagt sehr entgegen, denn bei einem “normalen” 9-to-5-Job hätte ich viel länger auf passende Therapietermine warten müssen.
Im Fitnessstudio haben wir fest vergebene Arbeitsschichten, worüber ich ehrlich gesagt sehr froh bin. Das wird nicht in jedem Studio so gehandhabt: In anderen wird von Woche zu Woche oder monatsweise geplant, sodass man mal die eine Woche früh, die andere spät arbeitet. Das wäre mir nach meinem aktuellen Gefühl nach doch zu viel Flexibilität. Ich finde es gut, dass ich für meinen Hauptjob auch längerfristig weiß, wie ich arbeite und dass es auch mit der Therapie vereinbar ist. Natürlich können sich aber auch da mal Schichten ändern. Bei einer meiner Schichten wäre ich sogar sehr dankbar über eine Änderung, da ich samstags von 15-20 Uhr arbeite. Wenn man jahrelang die Wochenenden frei hat, ist das schon eine Umstellung. Dazu kommt noch, dass mein Schatz sonntags durch seine Fußball-und Vereinsaktivitäten oft eingespannt ist und uns nun ein freier gemeinsamer Tag in der Woche fehlt. In den Wochen vor Weihnachten haben wir das einfach so hingenommen, wie es ist. Das war für mich auch gut, da ich mich erst einmal an all das Neue gewöhnen konnte. Jetzt haben wir aber beide gemerkt, dass wir die gemeinsame freie Zeit anders nutzen müssen, solange die Wochenenden nun mal so sind wie sie jetzt sind. Daher ist dieser Punkt auch auf meiner Jahreslandkarte vermerkt.
Unter der Woche gestaltet es sich im Fitnessstudio so, dass ich dienstags ganz früh arbeite – schon ab halb 7, aber dafür auch nur bis 10:30 und danach geht’s gleich zur Therapie –, mittwochs und donnerstags arbeite ich einmal von 17 und einmal von 16 bis 22 Uhr. Da ich an diesen beiden Tagen vormittags bereits in der Therapie bin, bin ich an diesen beiden Tagen schon gut eingeplant.

Da ich aktuell im Fitnessstudio nur eine Halbtagsstelle habe und dort 20 Stunden arbeite, habe ich im Oktober mit meinem Minijob im Bioladen angefangen. Dort arbeite ich so um die 10-12 Stunden pro Woche. Im Bioladen habe ich aber keine festen Schichten, denn dort wird von Woche zu Woche geplant. Ich gebe dort einfach an, an welchen Tagen und in welchem Zeitfenster ich generell arbeiten könnte. Da ich sowohl montags als auch freitags nicht im Studio bin, sind das meine potenziellen Arbeitstage für den Bioladen.

In Summe komme ich auf ca. 30 Wochenstunden in meinen beiden Jobs. Rein finanziell würde ich natürlich gerne mehr arbeiten. Aber ich sehe auch, dass das mit der Therapie und den noch anstehenden Lehrgängen für meine Fitnesstrainer-A-Lizenz aktuell einfach nicht geht, denn sonst hätte ich kaum Freizeit und keine zeitlichen Puffer mehr. Wenn diese beiden Themen abgeschlossen sind, dann kann ich auch mehr Zeit in meine Karriere stecken.

Für mich ist es einfach schön zu sehen, wie gut ich mit meinem neuen Arbeitsalltag zurecht komme. Ich fühle mich nicht mehr eingeengt oder fremdbestimmt durch meine vorgegebenen Arbeitszeiten. Im Gegenteil! Ich habe trotz der vielen Verpflichtungen gefühlt viel mehr Zeit als früher.
Auch wenn ich erst um 22:30 Uhr von der Arbeit nach Hause komme, falle ich meistens um kurz nach 23 Uhr ins Bett, da ich echt müde bin. Unter der Woche stehe ich morgens um 6:30 mit meinem Schatz auf, auch wenn ich nicht gleich zur Arbeit muss – bis eben auf dienstags, wenn ich schon um 5 Uhr raus muss. Die Zeit, die ich morgens vor der Arbeit habe, nutze ich z.B. für Haushalt oder fürs Vorbereiten von Snacks und Essen, welche ich zur Arbeit mitnehme. Das waren Dinge, die ich früher abends gemacht habe. Auch beim Sport musste neue Flexibilität her, denn ich war früher nur ein Abendsportler. Das geht mittwochs und donnerstags natürlich nicht mehr. An diesen Tagen muss ich entweder morgens vor der Therapie oder tagsüber zum Training. Das fällt mir zwar noch nicht ganz so leicht, aber es klappt immer besser.

Die Tatsache, das jeder Tag anders gestaltet ist und ich darauf nur bedingt Einfluss habe, hätte früher Panik in mir ausgelöst.
Jetzt habe ich das Gefühl, dass es mir sehr viel Freiheit bringt und ich dabei meinen eigenen Rhythmus gefunden habe.

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Aus dem Rezept-Archiv #1

An der Rezepte-Front sieht es zur Zeit ja leider etwas mau aus....
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6 Comments

  • Kommt mir sehr bekannt vor. Vor nur einem Jahr hätte ich mir auch noch nicht vorstellen können, keinen festen 9 – 5 Job zu haben. Jetzt erscheint es mir wie das Paradies nicht jeden Tag von 8 – 18 Uhr im Büro sitzen zu müssen, und alleine dieser Gedanke ist eine riesige Motivation für meine Trainerlizenzen. Auch, wenn eine Selbständigkeit dann vielleicht erstmal finanzielle Einschränkungen mit sich bringt. Lieber weniger Geld und dafür ein Leben, wie ich es möchte anstatt andersherum (wie es bei mir z. Zt. noch ist).

  • Genau dieser Gedanke "Ich muss nicht jeden Tag von 8-18 Uhr im Büro sitzen" war auch für mich ein totaler Befreiungsschlag.
    Und man darf ja auch nicht vergessen, dass die finanziellen Einschränkungen am Anfang ja kein Dauerzustand bleiben müssen. Es ist ja nichts verkehrtes daran, dann auch mit dem Traumjob irgendwann mal gutes Geld verdienen zu wollen. Dass die Einschränkungen aber viel weniger schlimm sind, als man das zunächst annimmt (weil man eben doch auch mit weniger auskommt), habe ich aber auch erst lernen müssen. 😉

  • Ich habe auch einen Job, wo jede Woche und jeder Tag anders aussieht. Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, wie ich das finde. Auf der einen Seite ist es großartig, wenn man bestimmen kann, wan man arbeitet. Auf der anderen Seite ist mir das manchmal auch etwas zu viel Flexibilität. Aber dafür kann ich jede Woche neu entscheiden, ob ich lieber früh oder spät anfange, lieber jeden Tag im Dienst bin oder nur an 4 Tagen.

  • Das hört sich richtig, richtig gut an!
    Ich mache mir auch gerade Gedanken, wie mein Berufsleben sich in den nächsten 5 Jahren (ein guter Zeithorizont für mich) sich verändern könnte. Mein Ziel ist es auch mehr Bausteine zu haben und nicht mehr nur 9-to-5 in einem Job zu arbeiten.

  • Es stimmt schon, dass beide Extreme ihre Vor- und Nachteile haben. So, wie es bei mir ist – also jeder Tag ein bisschen anders, aber von Woche zu Woche ähnlich – finde ich es aktuell super.
    Vielleicht kannst du dir ja trotzdem 1 oder 2 Tage mit festen Arbeitszeiten pro Woche einplanen, um die du dann drum herum planst.

  • Ich habe in den letzten Monaten richtig gemerkt, wie viel Energie durch das Aufbrechen von diesen starren Strukturen frei geworden ist.
    Ich könnte mir aktuell nicht mehr vorstellen, nur einen einzigen Job zu haben. Selbst, wenn ich mich selbstständig mache, kann ich mir gut vorstellen, weiterhin im Fitnessstudio als Trainerin zu arbeiten. Da man automatisch von dem Job abschaltet, in dem man gerade nicht arbeitet, nimmt das einiges an Druck raus.

    Ich bin gespannt, wie es sich bei dir in den nächsten Jahren entwickelt!

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