Achtsamkeit und Meditation sind eine dieser Schlagworte, die seit Jahren durch alle Medien geistern, wenn es um Themen wie Entspannung, Work-Life-Balance, Persönlichkeitsentwicklung oder seelische/mentale Gesundheit geht. Und das zurecht! Es gibt ja mittlerweile unzählige Studien, welche die positiven Effekte von Meditation und Achtsamkeitsübungen bestätigen.
Ich selber habe auch schon einige Male versucht, auf den Zug aufzuspringen. Gerade in der Zeit, als meine Depression in der schlimmsten Phase war (das ist übrigens schon 3 Jahre her!!!), hatte ich mir natürlich davon erhofft, dass das ein Werkzeug sein könnte, das mich aus den Tiefen holt, ohne dass ich professionelle Hilfe benötige. Ich habe CDs mit Meditationsübungen angehört und mehrmals an Deepak Chopras 21-Day Meditation Challenge teilgenommen, aber ich konnte die Meditationspraxis einfach nicht aufrecht halten. Ich habe entweder lange nicht den für mich passenden Zugang dazu gefunden oder war eben noch nicht wirklich bereit bzw. offen dafür.
Ich glaube, dass ich Meditation lange so verstanden habe, dass es das Ziel ist, den Geist “leer” zu bekommen, also dass man an nichts mehr denkt. Dann habe ich gelernt, dass es mehr darum geht, in die Rolle des Beobachters zu schlüpfen, also zu beobachten, was für Gedanken und Gefühle aufkommen, wenn man für etwas Ruhe sorgt. Doch dabei bin ich immer wahnsinnig oft abgeschweift und es war für mich wahnsinnig schwer, wirklich nur in der Rolle des Beobachters zu bleiben. Ich habe einfach nicht verstanden, was es damit auf sich hat, wenn man sich auf den Atem oder ein Mantra konzentrieren soll. Doch genau das sind Hilfsmittel, die einen entweder im Hier und Jetzt halten oder einen wieder dorthin zurückbringen können, wenn man sich doch wieder in den eigenen Gedanken verfangen hat.
Als ich Anfang des Jahres den Lehrgang für den Rehasport-Übungsleiter besucht hatte, war ein Thema auch, wie wir als Übungsleiter dafür sorgen können, besser mit dem umzugehen, was wir in den Rehasportgruppen erleben. Denn da es sich um Rehasport handelt, haben wir mit Menschen zu tun, die sich von einer Krankheit erholen oder dauerhaft von einer Krankheit betroffen sind, und manche unserer Teilnehmer können auch ganz schwierige Krankheitsgeschichten haben (speziell bei neurologischen oder Krebserkrankungen). Ich fand das ganz toll, dass dieser Aspekt angesprochen wurde!
In diesem Zusammenhang bin ich dann wieder mit Achtsamkeitsübungen in Kontakt gekommen und ich habe gemerkt, dass mich das ganz stark angesprochen hat – auf eine positive Art und Weise! Die eigene Aufmerksamkeit für eine gewisse Zeit auf etwas ganz bestimmtes im Hier und Jetzt zu richten (z.B. den Atem oder Geräusche) und sich nicht vom eigenen Gedanken- oder Gefühlswirrwarr davon abbringen zu lassen, hat mich fasziniert. Gefühle und Gedanken werden natürlich aufkommen, aber es geht viel mehr darum, zu beobachten was kommt, es nicht zu bewerten und es wieder gehen zu lassen, um zu seiner Aufmerksamkeit zurückzukehren. Ich war wirklich sehr überrascht zu erleben, dass sich dadurch meinem Geist mit der Zeit mehr Raum eröffnet hat.
Wenn ich auf ein Thema stoße, dass mich ganz neu anspricht, tendiere ich oft dazu, mir viele Bücher darüber zu holen oder Artikel im Internet zu lesen, um mein Wissen (und meine vermeintliche Kompetenz) dazu aufzubessern. Doch dieses Mal wollte ich einfach direkt mit der Praxis anfangen und erfahren, was es mit Achtsamkeitsmediation auf sich hat. Dieser Wunsch war v.a. auch dadurch geprägt, dass ich im Frühjahr die Entscheidung getroffen hatte, meine Therapie nicht weiter zu verlängern, und ich jetzt nach Wegen suchen wollte, die Therapiepraxis auch ohne meine Therapeutin fortzuführen. Achtsamkeitsmediation erschien mir gleich als ein ganz tolles Hilfsmittel dafür.
Anfang Mai habe ich dann damit begonnen, die App Headspace zu nutzen, was mir wahnsinnig geholfen hat, besser in die Praxis der Achtsamkeitsmeditation einzusteigen. Die App ist zwar auf englisch, aber ihr Erfinder Andy Puddicombe hat es meiner Meinung nach geschafft, das ganze so simpel und zugänglich zu gestalten, dass ich sie nur weiterempfehlen kann. Gerade die kleinen Videos, die vor manchen Meditationen eingespielt werden, haben mich total angesprochen, weil ich mich sofort darin wieder gefunden habe, wie z.B. bei diesem hier:
Der Basiskurs, der 30 Tage bzw. Einheiten dauert, führt einen an die verschiedenen grundlegenden Aspekte, aber auch Herausforderungen heran, die man vielleicht erlebt, wenn man mit der Meditationspraxis anfängt. Ich habe mich dadurch wirklich abgeholt gefühlt, was es mir einfacher macht dranzubleiben. Ich habe v.a. meine Erwartungshaltung dahingehend verändert, dass ich mich eben nicht immer unmittelbar nach der Meditation direkt besser/ruhiger/entspannter/etc. fühlen muss, sondern dass es in den Rest des Tages nachwirkt. Die größte Veränderung habe ich beim Schlafen festgestellt: Ich träume zwar immer noch ziemlich intensiv und bewusst, aber sie sind bei weitem nicht mehr so emotional aufwühlend, was meinen Schlaf sonst phasenweise sehr unerholsam gemacht hat.
Aber natürlich schaffe ich es auch nicht immer, mir jeden Tag für die Meditation Zeit zu nehmen. Es gibt Tage, da vergesse ich es einfach. Als ich vor zwei Wochen so krank war, wollte ich z.B. gar nicht meditieren, da ich alles machen wollte, aber nicht noch mehr in meinen schmerzenden Körper hineinfühlen. Aber je mehr ich für mich erkenne, wie gut es mir tut dranzubleiben, desto seltener vergesse ich es – auch wenn es mir manchmal erst direkt vor dem Schlafengehen einfällt.
Ich glaube, ich werde mich jetzt auch etwas mehr in das Thema einlesen. Ganz bekannt in diesem Bereich ist u.a. Jon Kabat-Zinn, der vor ein paar Wochen in einer Folge von Oprahs Super Soul Sunday zu Gast war und einige Bücher geschrieben hat. Vielleicht steige ich mit einem seiner Bücher ein.
Habt ihr Erfahrung mit Achtsamkeitsübungen und –meditation? Wie gestaltet ihr eure Meditationspraxis? Was sind eure Tipps für Bücher, CDs & Co.?
Interessante App, werde ich mir direkt mal runterladen. 🙂
Hallo Julia,
jetzt bin ich schon einige Zeit Stille Leserin auf deinem Blog und wollte jetzt endlich mal schreiben, dass ich deine Posts super spannend finde und ich mich damit sehr identifizieren kann. Vielen Dank dafür und viele Grüße!
Hallo Uta,
das freut mich sehr, dass dir meine Beiträge gefallen!
Weiterhin viel Spaß beim Lesen. 🙂
Alles Liebe
Julia