Ich habe mich ertappt. Und zwar dabei, wie ich mich durch ein kleines Wörtchen tagtäglich selbst sabotiere. Mit nur einem kleinen Wörtchen sabotiere ich mich dabei, meine Wünsche und Ziele voranzutreiben, um ein noch glücklicheres und erfüllteres Leben zu führen – im Großen wie im Kleinen. Dieses Wort heißt „vielleicht“. So unscheinbar, so oft im Gebrauch und doch so hinderlich, wenn man sein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten will.
Und glaube mir, du fühlst dich bestimmt auch gleich ertappt.
Du fragst: Wobei eigentlich? Wie kann das Wort „vielleicht“ so eine große Wirkung haben? Ich verrate es dir.
Du kennst bestimmt Gedanken wie „Vielleicht kümmere ich mich am Wochenende um die Urlaubsplanung.“ oder „Vielleicht mache ich heute Abend eine Runde Sport.“ Hast du schon einmal beobachten, was passiert, wenn du dir Vorsätze machst, die das Wörtchen „vielleicht“ beinhalten? Genau. Es passiert zu 95% nichts. Oder zumindest nicht das, was du dir vorgenommen hast. Woran das liegt? Wenn du dir etwas VIELLEICHT vornimmst, dann nimmst du es dir GAR NICHT vor. Doch es ist so schön verpackt, dass es oft gar nicht auffällt, dass du dir diesen Vorsatz auch hättest schenken können.
Im direkten Vergleich wird es meiner Meinung nach noch deutlicher:
„Ich mache heute Abend Sport.“
Boom! Kein Wenn, kein Aber, keine Ausreden. Du sagst JA zu deinem Vorhaben und versuchst daher auch, es wirklich in die Tat umzusetzen.
„Vielleicht mache ich heute Abend Sport.“
…falls ich Lust habe, falls ich pünktlich nach Hause komme, falls ich nicht zu müde bin, falls die Welt bis dahin nicht untergeht… also, eigentlich wirst du es nicht tun. „Vielleicht“ heißt ganz einfach Nein. „Vielleicht“ gibt dir die Möglichkeit zu Ausflüchten, Ausreden usw. Und selbst, wenn du denkst, dass schon nichts dazwischen kommen wird, du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas dazwischenkommen lassen, weil du es nicht wirklich willst.
Einen Vorsatz mit „vielleicht“ zu verpacken ist sehr trügerisch, denn es entsteht der Anschein, man würde sich wirklich etwas vornehmen. Doch beruhigt man damit nur sein (schlechtes) Gewissen. Es gibt eben unangenehme Erledigungen, die man gerne aufschiebt, obwohl man weiß, dass man sie erledigen muss. Aktuelles Beispiel von mir: Ich muss mein Auto in die Inspektion bringen und nehme mir seit Wochen vor, ich könnte mich vielleicht mal drum kümmern. Ist seit dem etwas passiert? Nein. Und du weißt ja: Je länger du etwas aufschiebst, desto unangenehmer fühlt es sich an, es endlich anzugehen. [Und gerade habe ich endlich den Inspektionstermin ausgemacht – fühlt sich super an, das von der Backe zu haben!]
Doch formuliert man „Vielleicht“-Vorsätze nicht nur bei unangenehmen Erledigungen, sondern auch bei wirklich wichtigen Dingen, wie z.B. berufliche Veränderung oder die Erfüllung von persönlichen Wünschen und Zielen. Mit „Vielleicht“-Vorsätzen kann die Angst, die man vor der Veränderung hat, oder auch das Gefühl beruhigt werden, dass Veränderung zwar ansteht, aber die Zeit dafür noch nicht reif ist. Gerade letzteres ist ein für mich sehr unangenehmes Gefühl, doch habe ich mit der Zeit gelernt, dass manche Dinge eben ihre Zeit zum Reifen brauchen. Mit „Vielleicht“-Vorsätzen unterdrücke ich aber genau diesen Prozess, da ich mir selbst vormache, ich würde ja etwas für die Verwirklichung meiner Träume machen. Auch hier habe ich ein aktuelles Beispiel: Der Aufbau meiner Selbstständigkeit. Die Liste an „Vielleicht“-Vorsätzen, die ich mir dafür schon gesetzt habe, ist leider ganz schön lang.
Das bringt dich aus der “Vielleicht”-Selbstsabotage: Klare Entscheidungen treffen und konkrete Vorsätze formulieren
Es ist oft schwer, sich einzugestehen, dass man manche Dinge noch nicht oder sogar niemals tun wird. Doch das ist genauso wichtig, wie klar zu sagen, dass man etwas tun wird. Klare Entscheidungen sind Treibstoff für ein selbstbestimmtes Leben – im Großen wie im Kleinen.
Was also dagegen tun? Ganz einfach: „Vielleicht“ aus dem Wortschatz streichen, wenn es um deine Vorsätze geht! Das geht natürlich nicht von jetzt auf nachher. Ich ertappe mich immer noch täglich, dass ich vielleicht etwas machen möchte. 😉 Doch der Weg ist das Ziel und ich werde immer öfter hellhörig, halte inne und frage mich „Will ich es jetzt machen oder nicht?“ Und Vorsicht bei Antworten wie „Das kann ich heute nicht entscheiden.“ Das ist genauso Selbstsabotage wie das Ganze als „Vielleicht“-Vorsatz zu verpacken. Denn was du eigentlich meinst ist: „Aus heutiger Sicht will ich es nicht machen, aber vielleicht [da hätten wir es wieder] sehe ich das morgen anders.“ Trotzdem ist die Antwort darauf aktuell ein Nein. Wenn du etwas aus heutiger Sicht nicht machen möchtest, dann steh dazu. Im Umkehrschluss heißt das nämlich nicht, dass du dich nicht wieder umentscheiden darfst.
Und wenn du schon dabei bist, „vielleicht“ aus deinem Wortschatz zu verbannen, dann pack „mal schauen“, „möglicherweise“, „wenn nichts dazwischen kommt“, „eventuell“ und „wahrscheinlich“ mit dazu. Denn die helfen dir auch nicht dabei, deine Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Seit ich daran arbeite, meine Vorsätze ganz konkret zu formulieren und das „vielleicht“ wegzulassen, fühle ich mich in meinem Kopf nicht mehr so „zugemüllt“. Ok, da ist immer noch ganz schön viel unnötiger Ballast drin, aber es ist dadurch auf jeden Fall weniger geworden. Ich habe außerdem den Eindruck, dass ich zielgerichteter und mit mehr Nachdruck an meinen Vorsätzen dran bleibe, da es unglaublich viel Kraft hat, ganz klar „Ja“ zu etwas zu sagen. Und ein „Nein“ hat mindestens genauso viel Kraft, da man nicht länger Energie unnötig bindet.
Ich bleibe auf jeden Fall dran, der “Vielleicht”-Selbstsabotage weiter auf die Schliche zu kommen.
Wann wirst du dich mir anschließen?