Ein neues Lebensjahr – ein neuer Lebensabschnitt

Gestern war mein 29. Geburtstag.
Ich habe die letzten Wochen immer gescherzt, dass das jetzt mein erster 29. Geburtstag sein wird und ich die nächsten Jahren einfach bei der 29 bleibe. Ihr wisst ja, Frauen und ihr Alter – und dann steht auch noch die große 3 vor der Tür!

Natürlich mache ich das nicht. Ich bin auf dem Papier eben so alt wie ich bin. Dass ich 1983 geboren bin, lässt sich nicht leugnen.
Aber die Zeit, die es dauert, bis man sich nach dem Geburtstag an das neue “offizielle Alter” gewöhnt hat, wird bei mir seit ein paar Jahren immer länger. Gefühlsmäßig bin ich bei 25 hängen geblieben. 29 hört sich schon so “alt” an im Sinne von “dann sollte man wissen, wo man im Leben hin will”. Aber vielleicht war das auch nur eine unbewusste Erwartungshaltung von mir: Man ging zu Schule, hat studiert oder eine sonstige Berufsausbildung gemacht, hat schon ein paar Jahre gearbeitet, vielleicht einen Partner gefunden, mit dem viele Jahre seines Lebens verbringen wird und mit dem man vielleicht auch das Thema Familienplanung angeht. In meiner Vorstellung ging es immer nur geradeaus.

Und jetzt bin ich diejenige, die sich auf einen kurvigen, ungewissen Weg begibt und sich darauf freut wie auf den ersten Schultag.
Diese Vorfreude habe ich aber noch nicht lange. Wenn ich mir mein letztes Lebensjahr so anschaue, dann war das eine ziemliche Achterbahnfahrt: Die andauernde Unzufriedenheit mit meinem Beruf, eine anstehende Hochzeit, das Gefühl, völlig verloren zu sein, mein erster Halbmarathon,  die Kündigung etc. – und das ganze begleitet von einem emotionalen Auf und Ab. Rückblickend habe ich das Gefühl, als ob ich das erste halbe Jahr wahnsinnig gealtert und das zweite halbe Jahr wieder jünger geworden bin. Ich fühle mich jetzt ehrlich gesagt viel jünger als noch vor einem Jahr, weil ich endlich das Gefühl habe, dass ich auf meinem Weg angekommen bin. Diese Selbstfindungsreise kostet zwar einiges an Kraft, aber sie gibt mir so wahnsinnig viel Energie zurück, dass ich selber total erstaunt bin. Es ist, als ob ich eine Quelle unendlicher Energie angezapft hätte. Letztes Jahr war ich noch total verunsichert, hatte Angst und war verzweifelt, was glaube ich der Grund dafür war, warum ich mich so alt gefühlt habe.

Ich bin so froh, dass ich da bin, wo ich jetzt bin. Ich bin froh über all die Dinge, dich ich im letzten Jahr über mich selbst gelernt habe, und über die Menschen, die mich virtuell, in Büchern oder “in Echt” auf diesem Weg begleiten. Ich bin froh und ich bin dankbar. Mein Leben ist so viel reichhaltiger geworden! Und das, obwohl ich immer noch nicht genau weiß, wie es konkret beruflich weitergeht oder mit was ich langfristig meine Brötchen verdienen werde.
Aber eine Sache weiß ich ganz tief in meinem Herzen: Dass alles gut wird. Egal, wie es am Ende aussieht, es wird gut sein, weil ich meinem innersten Gefühl, meiner Intuition folge. Ich freue mich schon, mich mit ganzer Energie, meiner Leidenschaft und meinen Stärken an die Gestaltung meines “neuen” Lebens zu machen. Und ich weiß, dass sich Möglichkeiten für mich auftun werden , von denen ich nie im Leben geträumt hätte. Ich hoffe, dass ich diese Möglichkeiten auch erkennen und nutzen werde.

Ich habe mich schon lange nicht mehr so auf ein neues Lebensjahr gefreut wie jetzt. Ich bin richtig aufgeregt!
Auch wenn es natürlich Momente des Zweifelns geben wird und Phasen, in denen es nicht so läuft wie erwartet, so habe ich keine Angst mehr vor der Ungewissheit. So weit zu kommen war ein gutes Stück Arbeit für mich. Außerdem habe ich jetzt so viele Unterstützungsmöglichkeiten, wenn ich mal wieder das Gefühl habe, dass ich feststecke oder festgefahren bin. Auch wenn ich meinen Weg alleine gehen muss, so bin ich dennoch nicht alleine. Ich habe mich noch nie so sicher gefühlt.

Und als ob das noch nicht genug wäre, so halten die ersten Wochen meines 30. Lebensjahrs viele schöne Erlebnisse für mich bereit: Am Wochenende feiere ich meinen Geburtstag mit Familie und Freunden, am 10.08. ist meinen letzten Arbeitstag (offiziell natürlich erst am 31.08., aber danach habe ich Urlaub) und ich habe um 10 Uhr meinen Übergabetermin bei der Personalabteilung. Gleich am darauffolgenden Tag geht es nach Köln zum Women’s Run und nur ein paar Tag später steht die Reise nach New York an. Ich finde, das kann sich sehen lassen, oder?

Ich wünsche jedem von euch, dass ihr auch auf eurem eigenen Weg seid oder euren Weg findet.  Wenn es eine Sache gibt, die ihr in eurem Leben unbedingt tun solltet, dann das. Glaubt mir, es wird sich lohnen.

PS: Ich möchte mich nochmals für die vielen lieben Glückwünsche bedanken, die mich gestern erreicht haben! Ich hoffe, ich kann sie auch alle einlösen.

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Nussig

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15 Comments

  • Ein wirklich schöner, positiver und hoffnungsvoller Beitrag – perfekt um den neuen Lebensabschnitt einzustimmen 🙂 Es kostet viel Mut, die Sicherheit eines "geradlinigen" Weges zu verlasen um seinen Träumen zu folgen, ich bewundere (und beneide ;-)) dich dafür und wünsche dir alles Gute auf deinem neuen, spannendem Weg!

    GLG, Vivian

  • Dein Selbstfindungsprozess in allen Ehren… Aber einen festen Job zu kündigen, ohne was neues zu haben und dann dem Steuerzahler auf der Tasche liegen finde ich ziemlich ätzend 😉

  • Herzlichen Glückwunsch nachträglich 🙂
    Was du schreibst, ist wirklich sehr inspirierend und ich kann mich echt darin wiederfinden, danke dafür 🙂
    Liebe Grüße und viel Spaß beim Geburtstagfeiern am Wochenende!

  • Ich gratulier dir auch ganz herzlich!!! Witzig, wir haben fast zur selben Zeit Geburtstag, selbes Jahr, und haben so viele gemeinsame Interessen 😉 Bin auch schon gespannt wohin dich dein Weg führt, aber wie du sagst: alles wird gut!!

  • Ich wünsche dir nachträglich alles Gute zum Geburstag und vor allem für das nächste (ja ziemlich spannende) Lebensjahr!
    Bin dieses Jahr auch 29 geworden und habe mir da auch ziemlich viele Sinnfragen gestellt- noch ein Jahr bis zur 30 und da sollte man doch "erwachsen" sein?- und kann dich ziemlich gut nachvollziehen!
    Alles Liebe,
    Nuria (die Mannheimerin, falls du noch weißt…)
    PS: Und noch mal ein Riesen-Lob an deinen Blog, werde demnächst mal ein paar Rezepte nachkochen! 🙂

  • Gratuliert habe ich dir schon per Twitter. Aber ich freue mich über diesen Geburtstagspost von dir. Es fasst ein spannendes Jahr voller toller Erkenntnisse zusammen! Ich habe ganz, ganz großen Respekt vor deiner Entscheidung, mit deinem jetzigen Job abzuschließen und in eine völlig neue Zukunft zu starten.
    Ich freue mich, mit dir als virtuelle Freundin deinen Weg mitzuverfolgen! Ich bin und bleibe eine deiner "Unterstützer"!

  • Hallo Ariane,

    ich habe meinen festen Job nicht gekündigt, weil ich es toll finde, dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen, um mich jetzt auf die faule Haut legen zu können.
    Es hat mich wahnsinnig viel Überwindung gekostet, diesen Schritt zu gehen – aber es war nun mal der für mich richtige.

    Nichtsdestotrotz nehme ich natürlich Hilfe vom Staat an. Dafür ist sie da. Und ich habe die letzten Jahren auch genug in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt.
    Ich finde es gut, dass wir in einem Sozialstaat leben, wo man auch bei "Eigenverschuldung" Unterstützung bekommt. Oder sollte man deiner Meinung nach Leuten, die selbtverschuldet einen schweren Unfall haben, kostenintensive Behandlung brauchen und bei der Arbeit ausfallen auch die Zahlung verweigern?

    Viele Grüße

  • Hallo Sarah,

    danke für die Glückwünsche!
    Wenn du gerade auf einem ähnlichen Weg bist, dann hoffe ich, dass dir meine Berichte dabei helfen, weiter zu gehen und nicht aufzugeben.

    Liebe Grüße

  • Liebe Nuria,

    vielen Dank für die Glückwünsche.
    Ja, das mit dem Erwachsensein treibt mich auch um. Was soll das eigentlich genau heißen??? 😉

    Berichte mal, wie dir die Rezepte schmecken. Bin schon sehr gespannt.

    Alles Liebe
    (und ja, ich erinnere mich noch 😉 )

  • Liebe Kristin,

    ich sehe dich nicht mehr nur als virtuellen Begleiter, denn die Unterstützung, die ich von dir bekomme, die ist für mich ganz real und ich bin dir dafür sehr dankbar!
    Aber ich freue mich natürlich trotzdem wenn, wenn wir uns bald persönlich kennenlernen. Das wird ein Fest!

    Alles Liebe

  • Oh nein, oh nein, oh nein, da bin ich mal ein paar Tage nicht mehr auf deiner Seite und verpasse ja unglaublich viel!!!!!!!!! Muss mir in den nächsten Tag erst mal wieder etwas Zeit gönnen und in Ruhe alles nachlesen 😉

    Aber jetzt erst einmal das WICHTIGSTE…

    Ich wünsche Dir noch von herzen alles alles Liebe "nachträglich" zum Geburtstag!!!!!!
    Ich hoffe das du ohne Ende verwöhnt wurdest und das es dir momentan rundum gut geht!

    Liebste Grüße aus Berlin
    Nancy 😉

  • Ich denke nicht, dass die Hilfe vom Staat dazu dient, deinen Selbstfindungsprozess finanziell zu unterstützen und finde diese Einstellung sehr traurig. Die soziale Sicherung wird leider viel zu oft ausgenutzt. Menschen, die wirklich in Not sind und finanzielle Hilfe benötigen, sollten vom Staat unterstützt werden, aber deinen Fall finde ich einfach nur dreist. Und das Argument "ich habe in den letzten Jahren auch genug in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt" geht auch gar nicht – das ist genau so schlimm wie Versicherungsbetrug nach dem Motto "ich habe lange genug in meine Haftpflichtversicherung eingezahlt, lasse ich mir doch jetzt mal meinen alten Laptop ersetzen". Schade – ich habe hier ab und an gerne mal reingeschaut, aber diesen Schritt von dir kann ich absolut nicht gutheißen – egal, ob dir der Schritt schwer gefallen ist oder nicht.

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