Ankommen und Weitergehen – Jahresrückblick 2015

Es ist nie zu spät zurückzuschauen. Das habe ich heute für mich beschlossen, als mir wieder Gedanken wie „Mann, der Januar ist schon fast rum und du hast den Beitrag zum Jahresrückblick 2015 immer noch nicht geschrieben.“ und „Ach, das überspringe ich jetzt einfach und schreib über was anderes.“ durch den Kopf gingen. Doch gleichzeitig hat mir mein Herz gesagt, dass ich wirklich darüber schreiben möchte und dass es keinen falschen Zeitpunkt dafür gibt – Hauptsache, ich tue es einfach.

Meine innere Stimme hat sich noch mehr bestätigt, als ich den Blogpost, in welchem ich mein Motto für 2015 vorgestellt hatte, nochmals gelesen habe: Ankommen & Weitergehen . Auch jetzt spüre ich immer noch eine tiefe Verbundenheit für das, was ich mit diesem Motto ausdrücken wollte. Und ich kann jetzt rückblickend sagen, wie wunderbar es mich durch das Jahr gebracht hat, da es mir wirklich wahnsinnig oft präsent war.

Jahresrückblick2015

Abgrenzungen aufbrechen

Präsent war mir v.a., wie oft ich erkannt habe, dass sich Ankommen & Weitergehen nicht ausschließen. Solche und andere Abgrenzungen sind mir im letzten Jahr immer mehr aufgefallen:

  • dass ich in meinem Kopf oft noch versuche, strikt zwischen Arbeiten und Freizeit bzw. Urlaub zu (wie auch im letzten Beitrag beschrieben), obwohl ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe
  • dass ich zu 100% mit allen Ressourcen an einer Sache dran sein muss, andernfalls ist sie es wohl doch nicht wert oder sie ist nicht wichtig genug
  • dass ich, wenn ich ein bisschen Ruhe brauche, diese in jedem Fall nur für mich alleine finde und nicht in der gemeinsamen Zeit mit anderen auch Zeit für mich erleben kann
  • usw.

Abgrenzungen waren für mich das Mittel der Wahl, wenn es darum ging, Kontrolle zu behalten. Doch haben sie sich dann immer öfter künstlich und unpassend angefühlt.

Ich konnte im letzten Jahr immer mehr erleben, wie befreiend es ist, sich von Abgrenzungen bzw. Begrenzungen zu lösen, die mir mein Kopf vorgab. Es war mir auch deshalb eine Bereicherung, da es mir aufgezeigt hat, wie oft ich diesen Fällen schon eine vorgefertigte Wertung abrufe, anstatt jede Situation für sich neu einzuschätzen. Natürlich braucht man z.B. ab und zu wirklich Zeit für sich alleine. Doch ist Alleinsein immer das richtige Mittel, wenn man Ruhe braucht? Was passiert eigentlich, wenn ich dann alleine bin? Ziehe ich mir nur die Decke über den Kopf und verkrieche mich? Kann nicht auch ein schöner gemeinsamer Abend mit Freunden ein Weg sein, um innere Ruhe zu finden? Und: Kann ich nicht auch beides haben – vielleicht zuerst ein bisschen Zeit für mich alleine und dann Zeit mit anderen? Meine Antwort auf diese Frage lautet heute „Ja, ich kann beides haben!“ und das finde ich richtig klasse!
Um für diese Möglichkeiten offen zu sein, braucht es aber auch einen Moment des Innehaltens. Manchmal dauern diese Momente nur ein paar Sekunden, manchmal jedoch auch ein bisschen länger. Und was passiert dann, wenn das Innehalten für ein bestimmtes Thema Tage, vielleicht Wochen dauert? Wie soll ich dann mit allem anderen weitermachen? Ich muss mich doch dann ganz intensiv mit diesem Thema beschäftigen und habe für nichts anderen Zeit! Wenn ich das hier jetzt so schreibe, muss ich schmunzeln. Natürlich kann ich mit allem genauso weitermachen, auch wenn ein Thema gerade in mir arbeitet. Das ist ja das Tolle daran, denn man muss sich eben nicht die ganze Zeit damit „beschäftigen“ und schon gar nicht sich die ganze Zeit Gedanken machen. Man kann es „im Hintergrund“ arbeiten und die Antworten reifen lassen. Ich konnte mir bis vor ein oder zwei Jahren aber überhaupt nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte. Doch im letzten Jahr durfte ich das viele Male erleben. Das hat mein Selbstvertrauen gestärkt und mich ein bisschen geduldiger werden lassen.

Emotional erwachsen werden

Trotz des Mottos hat letztes Jahr eine Sache „gefehlt“: Eine Jahreslandkarte. Ich schreibe „gefehlt“ deswegen in Anführungszeichen, da mir daraus kein Mangel entstanden ist oder ich wirklich ein Fehlen gespürt hatte. Ich hatte es mir vorgenommen, monatelang, sogar nochmal zum zweiten Halbjahr hin. Eine (recht laute) Stimme in mir sagte, dass das zu einem aktiven Gestalten dazugehöre, sich so eine Landkarte, einen Fahrplan oder wie auch immer man es nennen möchte zu skizzieren. Wie sollte ich sonst irgendwas vorantreiben? Und ja, da ist bis zu einem gewissen Grad was Wahres dran. Dennoch konnte ich mich nicht dazu bringen, es in die Realität umzusetzen, so sehr ich mich auch anstrengte.
Irgendwann kam ich dann doch zu der Einsicht, es nicht mehr nachzuholen, was sich erstaunlich gut anfühlte. Denn wenn ich mir anschaue, was letztes Jahr alles passiert ist und wie ich mich entwickelt habe, so kann ich mit Stolz sagen, dass ich viel vorangetrieben habe. Vielleicht war ein Grund dafür, dass sich die Jahreslandkarte nicht richtig angefühlt hat, dass ich so endlich anfing, den Dingen Beachtung zu schenken, die außerhalb von konkreten Zielen und Plänen in meinem Leben passieren. Und so ganz ziel- und planlos war ich natürlich nicht. Aber ich war nicht so fixiert auf das Abarbeiten eines Plans, was mich sonst schnell dazu verleitet hat, nicht mehr links und rechts des Weges zu schauen.

Wenn ich so recht darüber nachdenke, dann hatte ich im letzten Jahr v.a. einen großen Wunsch: Verantwortung für meine Emotionen zu übernehmen. Ich nenne das oft auch „emotional erwachsen zu werden“ oder „emotional selbstständig zu sein“: Zu erkennen, was mich bewegt, was mich aufwühlt, was mir Konflikte bereitet, was noch schwierig für mich ist, aber auch, was sich gut anfühlt, was sich für mich verändert hat und was leichter geworden ist. Natürlich kann das nicht alles nur allein durch interne Zwiegespräche mit mir selbst passieren, sondern braucht auch immer wieder das Gespräch mit anderen. Im Prinzip war es mein Wunsch, den Therapieprozess auch ohne Therapeuten weiterführen zu können, denn für mich war klar, dass Therapie keine Dauerlösung ist, sondern es auch irgendwann wieder ohne gehen sollte. Heute bin ich sehr stolz und glücklich, dass ich meine Therapie letzten Sommer mit einem guten Gefühl beendet und es seitdem nicht bereut habe (manchmal bin ich deswegen aber trotzdem ein bisschen traurig – ich hatte einfach eine tolle Therapeutin!). Anstelle von einer Therapeutin habe ich jetzt ganz viele Therapeuten. Eben alle Menschen, mit denen ich Gespräche über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens führe. Da ist es auch egal, ob über meine Themen oder die des Gegenübers gesprochen wird. Beides ist wichtig und wertvoll!

Ach, das letzte Jahr war wirklich großartig und besonders! Ich könnte gerade gefühlt noch ewig weitererzählen – das sagt doch einiges, oder?
Da du jetzt erfahren hast, wie das Jahr 2015 für mich gewesen ist, möchte ich natürlich wissen, wie dein Jahr 2015 war! Was hast du erlebt, gelernt, entdeckt? Schreibe es mir in den Kommentaren!

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