Urlaubserholung ohne Urlaub

Oder auch: Wie man den Notfallplan für schlechte Tage auf eine ganze Woche (oder länger) ausweitet.

In meinem letzten Post hatte ich schon geschrieben, dass mein kreativer Geist letzte Woche einfach mal Urlaub gebraucht hat. Nachdem ich am vorangegangenen Wochenende den Lehrgang zum Leistungssport Body Trainer abgeschlossen hatte, konnte ich mir das nicht gleich eingestehen und war zunächst wieder ganz schön hin- und hergerissen.

Die eine Stimme in meinem Kopf sagte:

“Lehrgänge sind bis Juni vorbei und durch den Wegfall des Bioladen-Jobs hast du mehr Zeit zur Verfügung, ergo musst du jetzt sofort das nächste Vorhaben angehen und die Zeit sinnvoll nutzen.”

Doch da war auch eine andere Stimme, die mir sagte:

“Puh, da war die letzten Wochen doch einiges los bei dir: Veränderungen bei der Arbeit (sowohl bei deiner Festanstellung als auch beim Nebenjob), eine intensive Phase bei der Therapie, die Vorbereitung auf die beiden eng beieinanderliegenden Lehrgänge – eigentlich wäre es schön, mal ein bisschen Pause zu machen.”

Wie, ich soll Pause machen? Das gefiel meinem Hamster in seinem Hamsterrad natürlich gar nicht! Und gleichzeitig konnte ich nicht leugnen, dass ich mich richtig urlaubsreif gefühlt habe. Ich hätte am liebsten spontan eine Woche frei von allem gemacht. Bei näherer Betrachtung habe ich dann aber festgestellt, dass ich weder von der Arbeit noch von der Therapie freihaben wollte. Ich wollte Urlaub haben von dem inneren Drang, dass ich während der freien Zeit, die ich außerhalb von Arbeit und Therapie habe, weitere Projekte und Vorhaben vorantreiben muss. Ob das nun das Thema Selbstständigkeit, die Überarbeitung des Blogs oder neue sportliche Herausforderungen sind – ich hatte das starke Bedürfnis, das alles auf Eis zu legen und einfach nur das zu genießen, was gerade ist und worauf ich Lust habe.

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berggeist007  / pixelio.de

Den Anfang habe ich direkt am Montag gemacht, für den ich mir vorgenommen hatte, den “verpassten” Sonntag nachzuholen, da keine Arbeit und keine sonstigen Termine anstanden. Für mich sah das folgender Maßen aus:

  • Ich habe zuerst bis in den frühen Nachmittag Serien angeschaut (da begann das Scandal-Fieber). Solange blieb ich dann auch im Schlafanzug.
  • Dann hatte ich doch das Bedürfnis, zuhause ein bisschen Ordnung zu machen – natürlich nur mit ausreichend Pausen dazwischen.
  • Und dann hatte ich noch Lust auf ne Runde Sport und habe einen Bauch, Beine, Po-Kurs gemacht, den ich auf YouTube gefunden hatte (als Vorbereitung auf den BBP-Kurs, den ich dann freitags gegeben habe).

Ich sag euch, das war ein so schöner Tag! Das schönste daran war, dass ich einfach zulassen konnte, dass ich erstmal nichts zu will. Die Lust, dann doch aktiv zu werden, kam von ganz alleine.

Die kommenden Tage habe ich dann ähnlich gestaltet. Ich habe weder eine ToDo-Liste und noch einen straffen Tagesplan geführt. Ich bin zur Arbeit sowie zur Therapie gegangen und habe meine freien Zeit ohne das nächste Projekt im Hinterkopf genossen. Dabei habe ich zum einen festgestellt, dass ich noch gar nicht so sicher bin, was denn die nächsten Schritte konkret sein könnten. Zum anderen hat sich in mir eine ganz unbekannte Zufriedenheit breit gemacht, dass es so, wie es gerade ist, schon super ist. Damit einher geht das Vertrauen, dass ich wieder viel Energie und Kraft für Neues aufbringen kann, wenn die Zeit reif ist. Das ist sie aber noch nicht und das ist ok.

Natürlich ist das schlechte Gewissen, dass ich nicht genug mache, dass andere mehr machen oder dass ich hinterherhinke, immer noch da. Aber es ist nicht mehr so laut und es hat nicht mehr so viel Macht über mich. So schnell, wie es sich meldet, ist es in den letzten Tagen auch wieder verstummt. Das ist für mich ein wirklich großer Fortschritt!

Ich freue mich jetzt einfach auf das kommende Osterwochenende, an dem ich ganz entspannt Zeit mit meiner Familie verbringen werde. Meinen “Urlaub” habe ich daher noch ein bisschen verlängert.

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2 Comments

  • Guten Morgen Julia,
    das was Du beschreibst, kenne ich nur zu gut.
    Man möchte am liebsten jede Minute, Sekunde des Tages sinnvoll nutzen – am besten dazu mit seinen Vorhaben voran zu kommen, um jedes angestrebte Ziel möglichst schnell zu erreichen.
    Gönnt man sich davon eine Pause, kommt direkt das schlechte Gewissen in einem durch, dass einem keinen einzigen Moment der totalen Entspannung gönnt.

    Ich kann gut verstehen, dass es ein großer Schritt und Erfolg für Dich war, dir selbst eine Pause zu gönnen und zuzulassen mal einen Tag "auszuspannen".

    Mach weiter so – hör auf das, was Du selbst und dein Körper brauchen und genieße die Zeit 🙂

    Beste Grüße, Linda

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