Zurechtgerückt

Seit dem für mich sehr intensiven Post über den Mut zur Veränderung bin ich in letzter Zeit gar nicht mehr weiter auf dieses Thema eingegangen. Nicht, dass das Thema nicht mehr aktuell wäre – ganz im Gegenteil. Aber es arbeitet eher im Untergrund und ich habe nicht mehr vorzuweisen, als dass ich mich noch auf dem Veränderungsweg befinde.

So ein Veränderungsprozess kann ganz schön Kraft kosten. Sogar in dieser sehr frühen Phase, in der ich mich befinde. Denn eine konkrete Veränderung habe ich in sofern noch nicht angestoßen, als dass ich noch dabei bin, die richtige Richtung zu finden. So im Ungewissen zu sein ist neu für mich. Aber es ist auch ein typisches Muster von mir, dass ich immer wissen will, was als nächstes kommt und Dinge ungern einfach geschehen lasse – so ohne Plan. Doch genau darauf kommt es jetzt an: einfach mal keinen Plan zu haben außer dem Plan, meinen Gedanken, Gefühlen, Träumen und Hirngespinsten freien Lauf zu lassen, Ängste und sonstige selbstauferlegte Beschränkungen einfach mal außen vor zu lassen, um das kleine, zarte Pflänzchen, welches sich aus der Veränderungssaat entwickelt hat, weiter wachsen zu lassen.

Zu der Erkenntnis zu kommen, dass es gar nicht schlimm ist, noch keinen Plan zu haben und sich auch gar keinen auszudenken, nur um einen zu haben, war eine unwahrscheinliche Erleichterung für mich!!! Trotzdem ist dieser neu gewonnene Freiraum, so erleichternd er sich auch anfühlt, ungewohnt für mich und fühlt sich seltsam an. Ich komme häufig ganz gut damit zurecht. Manchmal aber, da kommt dann doch der kleine Planer in meinem Kopf aus seinem Kämmerchen (in das ich ihn verbannt habe) und fragt, ob es denn nicht doch mal an der Zeit wäre zu wissen, wie es denn jetzt weitergehen soll.

Ab und an fällt es mir dann schon schwer, den kleinen Planer wieder in sein Kämmerchen zurück zu schicken. Erschwert wird das Ganze dann noch durch Umstände, die nicht gerade zu meiner allgemeinen Grundzufriedenheit beitragen, und deren Veränderung hin zu einer für mich akzeptableren Situation aktuell nicht in meiner Hand liegen. Ich habe zwar die Dinge angestoßen, die in meiner Macht liegen, es ist aber nun an anderen Personen, hier etwas zu tun. Und genau dieses Warten, dieses Nichts-Tun-Können macht mich WAHNSINNSIG!!!! Solange ich selber etwas tun kann, kann ich noch ganz gut damit leben, wenn es mal länger dauert. Sobald ich aber etwas aus der Hand gebe, werde ich wahnsinnig ungeduldig.

Bei einer meiner letzten Ungeduldsattacken hat mir mein Papa mal gehörig den Kopf zurechtgerückt. Oh, und das war wirklich notwendig. Ja, und mein Papa hat es hinbekommen, dass ich mich auch mit 27 gefühlt habe wie eine Vierjährige, die gerade eine gehörige Standpauke bekommen hat. Zwinkerndes Smiley Aber, was hilft’s: er hatte nun mal Recht. Die Quintessenz war folgende: Love it, change it or leave it.
Hier eine kleiner Auszug dessen, was er mir gesagt hat:

  • Ich mache mir das Leben grad selber schwerer als es sein müsste, indem ich mich unnötig in die unangenehme Situation hineinsteigere.
  • Ich habe schon die notwendigen Schritte in die Wege geleitet und muss den Leuten, die jetzt in der Verantwortung stehen, auch die Möglichkeit geben, zu reagieren.
  • Ich habe also bereits festgestellt, dass ich mich nicht arrangieren möchte (“love it” fällt also aus) und habe mich für die Veränderung entschieden (“change it”).
  • Möchte ich wirklich den drastischeren Weg gehen (“leave it”), ohne den anderen einen Chance zum Handeln zu geben, nur weil ich so ungeduldig bin?
  • Jetzt stellt sich eben die Frage, ob ich mich mit der Situation so lange abfinden kann, bis sich etwas verändert. Wobei es hier natürlich primär darum geht, dass eine Veränderung für mich absehbar wird, auch wenn sie nicht gleich morgen eintritt.
  • Manchmal muss man eben auch mal unangenehme Situationen aushalten.

Ich war während seines Vortrags mucksmäuschenstill und konnte am Ende nur sagen: “Hast ja schon irgendwie Recht.”

Wir sind dann gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass ich natürlich nicht auf Ewigkeit in einer für mich sehr unangenehmen Situation verweilen muss, den anderen aber eine faire Chance zu handeln geben soll. Wenn ich dann der Meinung bin, dass sich innerhalb einer realistischen Zeitraums immer noch nichts getan hat, dann kann man sich über das weitere Vorgehen Gedanken machen.

Das beste war dann noch die Aussage meines Freundes, nachdem ich ihn von meinem Gespräch mit meinem Papa erzählt hatte: “Das habe ich dir doch auch schon alles gesagt, aber irgendwie wolltest du es da nicht hören.” “Ja”, habe ich geantwortet, “das mag schon sein. Aber du hast es mir nie so deutlich und am Stück gesagt.” “Stimmt.” Hehe, das Wunder der zwischenmenschlichen Kommunikation. Zwinkerndes Smiley Und manchmal, auch mit 27, gibt es eben noch Dinge, die einem die Eltern am besten klar machen können.

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1 Comment

  • Tja, ich habe ja schon zum 1.Bericht meine langjährigen Lebensweisheiten zum besten gegeben. Du beschwerst dich über, dass bereits die Anfangsphase einer Veränderung so viel Kraft kosten kann. Glaubst du, das wird schlimmer???Falsch geglaubt!!!! Gerade der Anfang kostet die meiste Kraft, wenn man den Entschluss fasst!!! Wenn man dann lernt, loszulassen, kommt das was man erstrebt zu einem zurück. Das ist wie bei einer Geburt und es ist ja auch eine!!
    Ich habe das in einem Mini-Ausmaß diese Woche auch erlebt:Habe beim Walken meinen Hausschlüssel(ein einzelner!) verloren und war erst ganz von der Rolle, Weg noch mal abgelaufen, alle Möglichkeiten zur Auffindung für mich ausgeschöpft!!!***LOSGELASSEN!!!!**** Und auf wundersame Weise habe ich eine Information bekommen, wo der Schlüssel gefunden und abgegeben wurde.****WUNDER GESCHEHEN IN JEDEM AUGENBLICK UNSERES LEBENS***NUR SIND WIR MEISTENS ZU BLIND, SIE ZU ERKENNEN!!

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