Etikett

Schubladendenken ist für uns Menschen ein unausweichliches Vorgehen, damit die Komplexität der Realität für uns handhabbar wird.
Grundsätzlich ist dagegen also nichts einzuwenden.

Lustig finde ich aber nur, dass es wohl diesen inneren Zwang gibt, allem einen Namen oder ein Etikett geben zu müssen. Sei es für Lebensstile, Kochrichtungen, Personengruppen oder Berufe.
Wenn wir einer Sache oder einem Zustand keinen Namen geben können, dann können wir damit auch nur wenig anfangen.

Ich habe mir z.B. schon öfter überlegt, wie ich meine Ernährungsweise bezeichnen soll.
Bislang habe ich immer nur gesagt, dass ich mich gesund und ausgewogen Ernähre. Aber was heißt das schon???
Ich bin kein Vegetarier, da ich ab und zu Fleisch esse. Ein richtiger Fleischesser bin ich aber auch nicht, da ich mich größtenteils vegetarisch, ab und zu auch vegan ernähre.

Ich bin also weder Fisch noch Fleisch. Ein ziemliches Dilemma an der Schubladenfront. Zwinkerndes Smiley

Gott sei Dank, gibt es andere Menschen, die nicht länger mit dieser Tatsache leben wollten und sich darüber wohl ernsthaft Gedanken gemacht haben, wie man diese Ernährungsweise bezeichnen könnte.
Und siehe da, sie sind auch zu einem Ergebnis gekommen.

Ich bin also ein

Flexitarier

Ein Flexitarier, auch Teilzeit-Vegetarier genannt, ist jemand, der sich hauptsächlich auf pflanzlicher Basis ernährt, aber ab und zu Fleisch und Fisch ist. (Quelle)

Ich muss sagen, dass ich mich da voll und ganz wiederfinde. Ich hänge mir das Etikett also gern um. Zwinkerndes Smiley
Ich habe Spaß daran, meinen Fleischkonsum zurückzuschrauben und mich nicht mehr so sehr auf totes Tier in meiner Ernährung zu verlassen. Das hat bei mir viel Raum für Kreativität in der Küche geschaffen.

Die aktivistische Vegetarier-Front wirft den Flexitariern Bequemlichkeit vor, so nach dem Motto: Man kann nicht nur ein bisschen Vegetarier sein, so wie man auch nicht nur ein bisschen schwanger sein kann.
Aber warum gehört man nur dann zu den Guten, wenn man strikten, von anderen definierten Regeln folgt?
Und umstritten ist ja immer noch, ob eine rein pflanzliche Ernährung wirklich der gesündeste Weg für uns Menschen ist. Außerdem gehört zu einer gesunden Ernährung mehr als nur auf Fleisch zu verzichten, z.B. Lebensmittel zu verwenden, die möglichst gering industriell verarbeitet sind, selber zu kochen/backen, saisonal und abwechslungsreich zu essen. Als Vegetarier kann ich mich auch von Junk Food und Fertiggerichten ernähren, was mich gesundheitlich nicht wirklich weiterbringt – auch wenn ich mir dann einreden könnte, dass ich den lieben Tieren was Gutes tue.

Natürlich bin ich der Meinung, das der Verzehr von zu viel tierischen Produkten, v.a. von tierischen Fetten, ungesund und außerdem schädlicher für unserer Umwelt ist.
Solange mir aber niemand nachweisen kann, dass der gelegentliche Verzehr von Fisch und Fleisch total gesundheitsschädlich ist, sehe ich für mich persönlich keinen Grund, darauf zu verzichten.
Würde es mir nicht schmecken, dann wäre das etwas anderes.
Aber ich verzichte auch nicht auf Süßes und esse ab und zu Chips und Pommes.

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1 Comment

  • Auch wenn ich Etiketten ebenfalls blöd finde, scheint Flexitarier zu passen. Ich muss dir aber völlig zustimmen, dass es weder bei der einen, noch bei der anderen Bezeichnung darum geht eine Aussage darüber zu treffen ob sich jemand gewissenhaft ernährt. Wenn ich als Vegetarier trotzdem tonnenweise Schokolade und Junk in mich hinein stopfe, dann bin ich zwar Vegetarier, aber mit "bewusst" ernähren, hat das wohl nichts zu tun.

    Liebe Grüße
    Katrin

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