New job, new home

In den letzten Monaten war es in Sachen berufliche Veränderung bzw. Weiterentwicklung recht ruhig auf dem Blog. Ich habe eigentlich nur über meine Fitnesstrainer-Ausbildung berichtet, aber nicht, ob sich daraus auch beruflich etwas Konkretes entwickelt hat oder wie es generell bei mir weitergeht. Kurz gesagt: Es hat sich einiges getan und ich habe selber einfach Zeit gebraucht, das ganze auf mich wirken zu lassen. Und nicht nur in Sachen Beruf haben sich die Mühlen gedreht. Doch dazu nachher mehr.

Nachdem ich im März aus dem Krankenstand kam, musste ich mich erst mal wieder arbeitslos melden, denn in den Monaten davor hat sich in Sachen Beruf und Arbeiten natürlich nichts getan. Doch ich habe mich endlich bereit gefühlt, die nächsten Schritte zu gehen, v.a. da ich durch die Fitnesstrainer-Ausbildung ein besseres Gefühl für meinen nächsten Schritt bekommen hatte: Ich wollte den Versuch wagen, eine Stelle als Fitnesstrainer zu bekommen. Parallel dazu habe ich mich zwar auch nach Stellen umgeschaut, wo ich mit meiner bisherigen Ausbildung gut reingepasst hätte, aber der Fokus waren Trainer-Stellen. Ich hatte auch das Glück, dass ich bei der Agentur für Arbeit einen sehr netten Betreuer hatte, der mir hier ein bisschen Spielraum gab und mich nicht einfach nur irgendwo unterkriegen wollte.

Ich habe mich dann aufgemacht und bei verschiedenen Fitnessstudios in Stuttgart nach offenen Stellen geschaut. Festanstellungen wurden zwar wenig bis gar keine ausgeschrieben, dafür wurden Aushilfskräfte auf Minijob-Basis gesucht. Für mich war das zunächst in Ordnung, da man zur Arbeitslosigkeit ein bisschen was dazuverdienen darf.
Nachdem ich einige Vorstellungsgespräche und Probearbeiten hinter mir hatte, war ich doch erstaunt, dass ich sich für mich ein paar Möglichkeiten ergaben. Ich wurde nicht nur auf meinen aktuellen Ausbildungsstand reduziert, der ja im Vergleich zu anderen Trainern noch in Arbeit ist, sondern ich hatte das Gefühl, dass ich als Person im Ganzen viel wichtiger bin. Und dabei scheine ich überzeugt zu haben – wobei es natürlich gut ankam, dass ich aktuell die Fitnesstrainer-A-Lizenz mache. Ich habe mich dann entschieden im Fitnessstudio MoTiV anzufangen, da ich dort nicht nur von der Atmosphäre das beste Gefühl hatte, sondern auch eine Festanstellung in Aussicht war, da ein Mitarbeiter gekündigt hatte (um auf Weltreise zu gehen – cool, oder? Für ihn und für mich – hehe). Und so habe ich im Mai mit meiner Arbeit als Fitnesstrainer auf der Trainingsfläche begonnen.

Ich kann euch sagen, die ersten Schichten waren echt eigenartig und neu und ungewohnt für mich. Ich hatte natürlich noch kaum Kundentermine in meinem Kalender und habe oft nicht gewusst, was ich mit mir auf der Trainingsfläche anfangen soll. Wie spreche ich die Leute am besten an, wenn ich was korrigieren möchte? Was mache ich, wenn’s mal nichts zu korrigieren gibt? Merkt nicht jeder, dass ich nur dumm in der Gegend rumstehe und mich völlig fehl am Platz fühle? Was ist, wenn mich jemand was fragt und ich nicht weiterhelfen kann? Ihr seht schon: Ich war die Unsicherheit in Person. Aber ich habe mich schnell immer wohler gefühlt. Dabei half es natürlich, dass ich feste Schichten hatte (und immer noch habe), sodass ich die Mitglieder, die regelmäßig in meiner Schichten kamen, besser kennenlernen konnte. Außerdem haben die Termine für neue Trainingspläne oder die Anamnese (der Termin für den ersten Fitness- und Gesundheitscheck) geholfen, dass ich mit immer mehr Mitgliedern Kontakt bekam. Es hat nicht lange gedauert, dass man sich bei mir mit “Bis nächsten Mittwoch!” verabschiedet hatte, da die Leute wussten, dass ich mittwochabends immer da bin. Mittlerweile kommen Mitglieder sogar direkt auf mich zu, weil sie unbedingt bei mir einen Termin haben möchten – besser geht’s doch eigentlich nicht!
Bis Ende August habe ich also auf Minijob-Basis ca. 10 Stunden die Woche gearbeitet. Nach der langen Krankheitsphase war das für mich ein toller Weg, wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren, v.a. da es parallel dazu auch bei meiner Therapie mit 2-3 Sitzungen pro Woche intensiver wurde. Doch die Aussicht auf die Festanstellung hatte ich natürlich nicht vergessen. Daher habe ich nach einigen Wochen, die ich im MoTiV gearbeitet hatte, nachgefragt, wie es denn damit aussieht. Und siehe da: Mein Studioleiter hat sich bei der Geschäftsführung des Vereins, zu dem das Studio gehört (das ist der MTV Stuttgart), für mich eingesetzt, sodass es mit der Festanstellung geklappt hat. D.h. ich bin seit 01.09. nicht mehr arbeitslos und arbeite halbtags, also 20 Stunden/Woche als Fitnesstrainerin! Und das beste daran ist: Ich erlebe endlich wieder, dass Arbeit Spaß machen kann, dass man gerne hingeht, sich auf Kollegen sowie Kunden freut und man nicht ständig das Gefühl hat, Lebenszeit für was völlig Sinnloses zu opfern. Ich kann euch gar nicht sagen, wie gut sich das anfühlt zu sehen, wie sich das alles auszahlt, was in den Monaten davor passiert ist.

So groß die Freude darüber auch war (und immer noch ist) und ich es kaum fassen kann, dass ich es in so kurzer Zeit geschafft habe, in einem völlig anderen Berufsfeld Fuß zu fassen, so möchte ich euch nicht verschweigen, dass es da auch ein paar negative Gefühle bezüglich der neuen finanziellen Situation gab. Um ganz ehrlich zu sein: Das ist einfach ein schwieriges Thema für mich. Ich habe die Jahre davor sehr gut verdient, sodass es schon ein kleiner Schock war zu sehen, wie wenig meine Arbeit jetzt in Euro wert ist. Und durch die Halbtagsstelle wurde das ja noch weniger. Auch wenn sich das dumm anhört, aber das hat meine Freude über das, was ich erreicht hatte, zunächst ganz schön getrübt. Aber bei meiner Arbeit davor hat es sich ja so zugespitzt, dass sich der Wert meiner Arbeit für mich nur noch in Form von Geld widergespiegelt hat. Mehr gab sie mir einfach nicht.  Gott sei Dank konnte ich mit meiner Therapeutin durchleuchten, wo diese negativen Gefühle eigentlich herkommen, sodass das jetzt kein Thema mehr ist.
Klar war trotzdem, dass ich neben der Halbtagsstelle noch was dazuverdienen muss. Wer mir auf Twitter/Facebook folgt, der hat vielleicht schon mitbekommen, dass ich nun einen neuen Minijob in einem Bio-Supermarkt habe. Der wird zwar auch nicht toll bezahlt, aber es ist ein Anfang und ich hatte sofort ein gutes Gefühl bei dem Gedanken, dort zu arbeiten, da ich mich – wen wundert’s – einfach super mit dem Produktangebot identifizieren kann. Letzte Woche habe ich dort angefangen und bin froh, dass ich auf meine Supermarkt-Erfahrung aus Schulzeiten zurückgreifen kann (hatte mehrere Jahr im Dorf-Supermarkt gearbeitet). Tja, man kann eben alles, was man mal gemacht und gelernt hat, irgendwann wieder gebrauchen.

Auf die Gefahr hin, dass dieser Post eine halbe Ewigkeit lang wird, möchte ich euch noch über eine andere große Neuigkeit berichten, die sich in den letzten Monate ergeben hat: Mein Schatz und ich haben völlig unverhofft und ungeplant eine ganz tolle Wohnung gekauft! Das einzig blöde daran ist: Wir können erst Ende nächstes Jahr einziehen, da die Wohnanlage, in der die Wohnung ist, gerade noch gebaut wird. Trotzdem war das ein sehr beherrschendes Thema in den letzten Wochen: Finanzierung klären (wo es natürlich super war, dass das mit der Festanstellung bei mir geklappt hat), Notartermine, erste Küchenplanung (ja, darüber müssen wir uns jetzt schon Gedanken machen wegen der Elektro-/Wasseranschlüsse), Rückmeldung zu den Elektroanschlüssen geben, kleine Änderungswünsche mit dem Architekten klären usw. Es ist schon eigenartig, eine Wohnung zu kaufen, die man noch nicht mal betreten hat. Aber wir hatten beide gleich ein tolles Gefühl und ich sehe sie schon sehr konkret vor meinem inneren Auge. Was natürlich auch heißt, dass ich mir jetzt schon Gedanken zur Einrichtung und Gestaltungsmöglichkeiten mache. Wundert euch also nicht, wenn ich dazu in den nächsten Monaten berichte oder ich endlich wieder mein stark vernachlässigtes Pinterest-Konto für neue Pinnwänden zur Ideensammlung und –findung nutze.

Puh, ich glaube, das war’s erst mal aus meinem Leben. Ich sollte das nächste Mal nicht so viel aufstauen lassen.
Wenn ihr bis hier durchgehalten habt, dann bedanke ich mich bei euch fürs Lesen!

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19,4

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6 Comments

  • Ein toller ehrlicher Bericht. Und ich kann deine Ängst und Sorgen, sowie die Gedanken gut nach vollziehen…Ich bin durch eine ähnliche Zeit gegangen und auch wenn man die Arbeit nicht auf das Geld reduzieren möchte, so braucht man trotzdem einfach Geld um zu überleben….
    Super, dass sie langsam alles zusammen fügt und ich hoffe es geht weiter aufwärts!
    Liebe Grüsse,
    Krisi

  • Faszinierend. Ich bin gerade in der Endphase meines Studiums und mache mir große Sorgen, was danach kommt. Find ich klasse, dass du nach deiner ersten Ausbildung jetzt als Fitnesstrainerin und Verkäuferin arbeitest, einfach weils dir besser gefällt : ) Wie ist das denn bei dir, fühlst du dich manchmal nicht unterfordert? Ich meine das nicht böse, wirklich nicht. Ich kann dich gut verstehen, wenn du dir Gedanken ums Geld machst. Aber lieber glücklich im Job und weniger Geld als viel Geld und unglücklich. Allerdings muss das Geld dann auch zu einem vernünftigen Leben reichen.

    Ich freu mich schon darauf, weiter über deine Reise zu lesen!
    Jana

  • Hallo Jana,

    ja, es ist nicht immer einfach, die richtige Balance zu finden zwischen Arbeiten, um genügen Geld zu verdienen, und Arbeiten, um das zu Tun, was einem Spaß macht.

    Der Job im Bioladen ist wirklich nur ein Nebenjob und ich stelle ganz deutlich den Unterschied zu meiner Arbeit als Fitnesstrainer fest. Ich würde nicht jeden Tag den ganzen Tag an der Kasse sitzen wollen – aber als Zusatzjob ist das in dem Umfeld ok.
    Die Arbeit als Fitnesstrainer unterfordert mich erstaunlicher Weise gar nicht. Mich haben das schon einige Leute gefragt – v.a. da meine Arbeit davor so "kopflastig" war. Ich habe aber jetzt das Gefühl, dass ich viel mehr Facetten von mir einbringen kann und es ist schon immer eine neue Herausforderung, auf die Bedürfnisse und Ansprüche der unterschiedlichen Personen einzugehen, in kurzer Zeit einen passenden Trainingsplan zu entwerfen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie gut betreut sind. Es ist eben eine andere Arbeit. Und da ich ja auch an mich gerne hohe Ansprüche stelle, was Fachwissen etc. angeht, habe ich stets was neues zu lernen. 🙂

    Ich hoffe, du findest einen Weg, der zu dir passt, ohne dass du dir allzu große Sorgen machen musst.

    Viele Grüße
    Julia

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