Achtsamkeit beim Essen

Als ich mit dem Frühjahrsputz für meinen Körper begonnen hatte, war für mich klar, dass es nicht nur ums reine Abnehmen geht. Auch wenn ich ein bestimmtes Figur-Ideal im Kopf habe, das ich anstrebe, so ging es mir dabei von Anfang an um mehr.
Ich habe in den letzten Monaten gemerkt, dass mir die Freude, die ich vor ein paar Jahren noch um den ganzen Themenbereich Ernährung hatte, ein bisschen verloren gegangen ist. Ich hatte oft keine Lust, mir leckere Mahlzeiten zu überlegen oder mein Essen ein bisschen besser zu planen und vorzubereiten. Es viel mir auch schwerer als sonst, wirklich zu spüren, auf was ich eigentlich Appetit hätte und was mein Körper gerade wirklich braucht.


Ich habe dann wieder ein Buch in die Hand genommen, dass bestimmt schon seit drei oder vier Jahren in meinem Bücherregal steht: Intuitive Eating (das Buch gibt es jetzt auch auf Deutsch unter dem Titel Intuitiv abnehmen).


Als ich das Buch zum ersten Mal gelesen hatte, habe ich den angesprochenen Punkten zwar komplett zugestimmt, konnte aber nicht sehen, dass auch ich noch ein gutes Stück vom intuitiven Essen entfernt bin. Seit ich das Buch jetzt wieder lese, erkenne ich mich in vielen Punkten wieder. Ich musste mir dabei z.B. eingestehen, dass auch ich stärker nach gewissen “Diät-Regeln” esse und auch das emotionale Essen stärker ausgeprägt ist, als ich das bisher angenommen hatte. Das führt – wenn auch unbewusst – zu negativen Gedanken rund um Essen & Ernährung, was ich nach außen hin aber gut verbergen kann.

Das Hauptziel meines Frühjahrsputzes ist ja, dass ich mich in meinem Körper wieder richtig wohl fühle und ihm das gebe, was er braucht. Um wieder einen besseren Kontakt zu meinen Bedürfnissen zu kommen, möchte ich beim Essen achtsamer werden. Genauer gesagt heißt das für mich, das ich meine Ernährung bewusster wahrnehmen möchte. Das betrifft sowohl das eigentliche Essen als auch z.B. die Essenszubereitung oder das Hören auf die Signale meines Körpers.
Doch gerade das Essen selbst stellt mich dabei vor die größte Herausforderung:

  • Ich kaue zu wenig (manchmal erschrecke ich selbst, wenn ich merke, dass ich gerade etwas fast unzerkaut runtergeschluckt habe).
  • Ich habe meistens irgendeine Ablenkung beim Essen (TV, Internet, was zum Lesen), da ich es hasse, alleine zu essen (und ich esse oft alleine).
  • Ich spüre oft eine gewisse Hast beim Essen und befürchte wohl irgendwie, nicht genügend abzukriegen.

Daher möchte ich in den nächsten Wochen gerade an diesem Punkt ansetzen, um zu einem bewussteren Essverhalten zu kommen:

  • Ich möchte langsamer essen.
  • Ich möchte beim Essen kleine Pausen einlegen (z.B. das Besteck mal kurz ablegen, bis ich einen Bissen gekaut und runtergeschluckt habe, und erst dann wieder was auf die Gabel schaufeln),
  • Ich möchte möglichst ohne Ablenkung essen (das wird die größte Herausforderung und ich weiß jetzt schon, dass mir das wahrscheinlich nie ganz gelingen wird – aber in den meisten Fällen, v.a. bei den Hauptmahlzeiten möchte ich eine ablenkungsfreie Zone haben).
  • Ich möchte wahrnehmen, wann ich körperlich satt bin und wann ich noch einen emotionaler Hunger habe.

Mir ist bewusst, dass das ein langfristiger Veränderungsprozess ist. Mir werden die oben genannten Punkte mal besser und mal weniger gut gelingen. Doch ich weiß, dass das in Ordnung ist und dass es um den stetigen Veränderungsprozess geht, bei dem man stückweise immer ein bisschen “besser” wird.
Gerade das Essen ohne Ablenkung hat in den letzten Tagen in mir schon einiges an Widerstand ausgelöst – dabei hört es sich so einfach an! Doch ich spüre, dass das ein wichtiges Thema für mich ist, um mich in meinem Körper wieder wohler zu fühlen.

Wie sieht es mit eurer Achtsamkeit beim Essen aus? Was stellt euch vor Herausforderungen? Und was konnten ihr für euch selbst schon verbessern?
Ich freue mich über eure Rückmeldungen und Tipps!

Written By
More from Julia

Hinter die Kulissen geschaut – Die ARD-Reportage über das System Wiesenhof

Diese Woche kam in der ARD eine sehr interessante und für mich...
Weiterlesen

12 Comments

  • Hallo Julia,

    ich war bislang auch nur stille Mitleserin 🙂 Achtsames Essen ist ein wichtiges Thema, was auch bei mir immer noch ziemlich kurz kommt (wohne alleine und esse tierisch gern vor dem Fernseher / iPad…). Ich war aber vor Kurzem mal bei Thich Nhat Hanh, einem in Europa sehr bekannten Meister der Achtsamkeitsmeditation, wo auch sehr, sehr, sehr viel Wert auf achtsames Essen gelegt wird. Gegessen wird immer in Stille, man soll fühlen, wie schwer sich der Löffel in der Hand anfühlt, das Essen riechen, die Textur des Essens auf der Zunge spüren – und 30 Mal kauen, bevor man schluckt (und Thich tut das wirklich!). Das ist zwar eine interessante Erfahrung, aber bei JEDEM Essen könnte ich das auch wieder nicht. Der Fernseher sollte aber trotzdem öfters mal ausbleiben 🙂

  • Hallo Katharina,

    vielen Dank für deinen Kommentar!

    Ich lerne gerade, meinem eigenen Körperempfinden immer mehr zu vertrauen – speziell in Sachen Ernährung. Dadurch ist mir erst aufgefallen, wie oft ich in diesem Bereich nicht auf meinen Körper höre.

    Ich lese gleich mal deinen Beitrag dazu – hast mich neugierig gemacht! 🙂

    Liebe Grüße

    Julia

  • Hallo Annika,

    das freut mich sehr, dass dich dieser Beitrag zum Kommentieren gebracht hat!

    Was du zum achtsamen Essen von Tich Nhat Hanh gelernt hast, klingt wirklich interessant! Ich glaube, ich probiere das auch mal aus, mehr auf Textur, Geruch etc. zu achten.
    Beim Kauen habe ich die Zahl 20 im Kopf. Bei Blattsalat gibt es da aber meiner Meinung nach nichts mehr zu Kauen und bei einem schönen Vollkornbrot muss man auch mal länger beißen. Im Kopf mitzuzählen – egal wie oft ich dann letzten Endes kaue – hilft mir auf jeden Fall, mein Essen nicht halb unzerkaut runterzuschlucken. 😉

    Viele Grüße
    Julia

  • Ah das klingt herrlich, meine Liebe! Und man merkt förmlich, wie du innerlich strahlst! Ich finde es klasse, wie du Schritt für Schritt deinen Weg gehst und bin sehr dankbar, dass ich dich begleiten darf!

    Alles Liebe Kristin

  • Es fühlt sich bei mir alles gerade sehr erfüllend an – das ist echt noch ganz schön ungewohnt. Aber es macht auch Mut, den Weg weiter zu gehen, v.a. wenn ich so tolle Wegbegleiter habe. <3

  • Hallo Silvi,
    es ist echt schön zu hören, dass das Thema noch in ein paar anderen Köpfen (& Körpern) rumgeistert. Ich habe das Gefühl, dass ich in den letzten Tagen diesbezüglich schon ein bisschen entspannter geworden bin. 🙂

    Viele Grüße
    Julia

  • Liebe Julia, ich find es toll, wie ehrlich und reflektiert Du hier schreibst. Toll + Danke! Ich kann gut ohne Ablenkung essen, auf meiner Liste steht aber auch das langsamere Essen. Diese Hast von der Du schreibst kenne ich nur zu gut. Alles Liebe, Anja

  • Hi Julia,

    ich habe gerade 2 Tage gefastet, meinen Entlastungstag hatte ich freitags, da hab ich gefrühstückt und spät zu mittag gegessen (Frischkornbrei und Vollkornkhubs mit Karotte-Lauch-Pastinakensalat). Am Abend hab ich mein Krafttraining gemacht und dann das Bittersalz getrunken. Am morgen danach konnte ich dann direkt auf die Toilette und ab da gab es Wasser und Tee, 1 TL Honig am Tag und eine ausgepresste Zitrone. Heute, quasi am dritten Tag, breche ich das Fasten mit einem Apfel am Nachmittag. Abends gibt es noch eine Karotte, Tomate, Grapefrucht, Zitrone und Sonneblumenkerne. Ich wollte ja berichten, wie es mir erging. Morgens war alles bestens, abends hab ich allerdings Schmacht gehabt, das fing ab vier an und blieb bis ich gegen 22Uhr ins Bett bin. Ich möchte jetzt auch sehr achtsam sein, langsam anfagen zu essen und meine Mahlzeiten genießen und wenn sie nur aus einem Apfel bestehen. Und vor allem kleine Portionen und nach und nach erst mehr und größere und versuchen auf die Sättigung zu hören…

    Danke für deinen Beitrag, ich esse auch oft nebenher. Ich werde das gerade jetzt in der Aufbauwoche vermeiden und mich nur auf's essen konzentrieren. Nichts nebenher lesen! Vielleicht gehe ich heute raus und esse den Apfel draußen auf einer Bank…

    Liebe Grüße und viel Erfolg!

  • Liebe Julia,

    auch Ich erkenne mich in deinem Post sehr gut wieder. Man unterschätzt immer wieder, wie wichtig es ist das Essen wirklich zu genießen und sich dessen auch bewusst zu werden. Kleine Hilfen, wie "Ich kaue jeden Bissen 20x" – soweit möglich – können mit Sicherheit helfen, sind aber auf Dauer bestimmt schwierig umzusetzen.

    Würde mich freuen, wenn Du uns auf an der Umsetzung und dem Erfolg deines Vorhabens Teil haben lässt 🙂

    Ich freue mich drauf!
    Liebste Grüße,
    Linda

Schreibe einen Kommentar zu M Mossberg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert