Hinter die Kulissen geschaut – Die ARD-Reportage über das System Wiesenhof

Diese Woche kam in der ARD eine sehr interessante und für mich zugleich sehr ergreifende Reportage mit dem Titel “Das System Wiesenhof – Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und die Umwelt ausbeutet”, welche ihr euch hier in der ARD-Mediathek nochmals anschauen könnt.

Ich sage euch aber gleich eines vorweg: Das ist nichts für schwache Nerven.
Denn die Reportage schaut hinter die Kulissen des Systems Wiesenhof, welches stellvertretend für wahrscheinlich alle Großunternehmen in der Massentierhaltungsindustrie steht.
Es werden Bilder von den Zuständen in den Mastbetrieben gezeigt. Von Hühnern, die zu tausenden auf engem Raum ohne Tageslicht in ihren eigenen Exkrementen gehalten werden. Unter ihnen tote Artgenossen, teilweise halb verwest und zertrampelt, weil man den Kadaver nicht entsorgt hat.
Es werden aber auch Bilder vom Umgang mit den Tieren z.B. beim Eintreiben auf dem Hof für die Verladung auf den Viehtransport gezeigt. Tiere werden getreten, geschlagen, geworfen.

Die Reportage stürzt sich aber nicht nur auf die Aspekte Tierquälerei, sondern zeigt auch, welche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt dieses System hat.
Wenn z.B. ein Lebensmittelkontrolleur 0,8 Sekunden Zeit hat, um zu entscheiden, ob ein an ihm vorbeirauschendes geschlachtetes Huhn ungenießbar oder krank ist, kann da wirklich sichergestellt werden, dass nur einwandfreie Ware weiter in den Produktionsprozess geht? Ich denke, die Antwort auf diese Frage ist jedem klar.

Den Abschuss liefert der Wiesenhof-Chef Paul-Heinz Wesjohann, der sich aus allem rausredet, die Verantwortung für Missstände immer bei anderen sucht (die Pächter, die Subunternehmer etc.) und mit einer Selbstgefälligkeit daherkommt, wie ich sie selten gesehen habe.

Ich bitte wirklich jeden von euch, diese Reportage anzuschauen!
Schaut euch diese Bilder bitte an. Schaut nicht weg! Es passiert wirklich, auch wenn ihr es nicht ertragen könnt hinzusehen.
Es kann doch nicht sein, dass solche Missstände akzeptiert werden, nur weil wir die Augen verschließen können vor dem, was notwendig ist, damit ein Stück abgepackte Hühnerbrust in der Kühltheke landet.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass es auf der anderen Seite einen Konsumenten-Boykott gegen den Biodiesel E10 gibt!!!! Das verstehe ich einfach nicht.

Ich appelliere an euch nicht, weil ich jetzt Vegetarierin bin. Ich bin dadurch nicht zu einer idealistische Tierschützerin mutiert.
Ich habe auch lange genug weggesehen – und als ich hingeschaut habe, habe ich durch den Verzicht auf Fleisch und Fisch meine eigenen Konsequenzen gezogen.
Das ist natürlich nicht für jeden der richtige Weg.
Ich denke aber, dass man sich Gedanken darüber machen sollte, wo denn das Fleisch herkommt, dass da so schön abgepackt im Supermarkt angeboten wird, und ob wir als Menschen wirklich das Recht haben, so mit Tieren umzugehen, nur um an billiges Fleisch zu kommen. Wenn als Konsequenz daraus weniger Fleisch gegessen wird und vielleicht dieses Fleisch aus einer besseren, tier- und menschenfreundlicheren Erzeugung kommt, dann können am Ende sowohl Mensch als auch Tier zu gewinnen.

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